Verteilte Führung: Blödsinn oder Silver Bullet?

Ich hatte zuletzt mehrfach Diskussionen mit Kunden zu verteilter Führung. Scrum macht es mit der Differenzierung zwischen Product Owner und Scrum Master vor. Mitunter kommen dann noch Produktmanager, Release Train Engineers und People Manager dazu.

Oft genug fühlt sich diese verteilte Führung für Unternehmen ineffizient an. Jetzt hat das Team mit mehren Führungskräften zu tun, die alle durcheinander reden und häufig auch noch politische Machtkämpfe untereinander austragen. Das fühlt sich nicht nur ineffizient an; das ist ineffizient.

Darauf kann man reagieren, indem man Teambuilding für die ganzen neuen Führungsrollen betreibt und so sicherstellt, dass mit einer Stimme gegenüber dem Team gesprochen wird. Das kann man aber auch einfacher haben: Verteilte Führung abschaffen und für jedes interdisziplinäre Team genau einen Teamlead definieren. Dann hat man Klarheit in der Struktur und der Kommunikation. Der Teamlead transportiert die Anweisungen der Bereichsleitung in sein Team und reportet den Fortschritt seines Teams an die Bereichsleitung.

Oder man geht nochmal auf Null zurück und startet mit „The Simplest Thing That Could Possibly Work“ (ein Grundprinzip aus den Anfängen agiler Entwicklung): Wir bilden interdisziplinäre, selbstorganisierte Teams, die business-relevante Probleme lösen (die Gewitterwolken in der unten stehenden Abb.). Das Top-Management schafft über die Strategie Klarheit über die zu lösenden business-relevanten Probleme und schafft eine geeignete Arbeitsstruktur (die Teams).

Das wäre die einfachste Struktur, die funktionieren könnten – gänzlich ohne zusätzliche Rollen. Jetzt beobachten wir, welche Probleme in der Praxis tatsächlich auftreten und finden dafür passgenaue Lösungen. Vielleicht sieht für ein Team die Lösung so aus, dass es einen Product Owner gibt und vielleicht profitiert ein anderes Team von einem Scrum Master – temporär oder dauerhaft. Auf jeden Fall verstehen wir diese zusätzlichen Rollen als Unterstützungsstruktur, um den Teams das Lösen business-relevanter Probleme zu ermöglichen und nicht als Hierarchie oberhalb der Teams.

Über den Autoren

„Wir müssen immer wieder das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“ H. Hesse

E-Mail: stefan.roock@it-agile.de

LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/StefanRoock/

Mein Name ist Stefan Roock und ich will eine bessere Arbeitswelt schaffen; eine in der Kunden von den Produkten und Services begeistert sind, Mitarbeitende ihre Arbeitsbedingungen lieben, Unternehmen erfolgreich sind und sich verantwortlich in der Gesellschaft verhalten. Ich helfe Menschen und Unternehmen dabei, ihre Potenziale für dieses Ideal zu entfesseln.

Ich habe verbreite und entwickle seit 1999 neue Arbeits- und Organisationsansätze in Deutschland. Das habe ich zunächst als Entwickler in agilen Teams, später als Scrum Master/Agile Coach und Product Owner getan. Ich habe seitdem mein Verständnis dessen, was für begeisternde Produkte und Arbeitsbedingungen notwendig ist, kontinuierlich weiterentwickelt. Besondere Produkte entstehen nicht dadurch, dass Teams „agil“ Anforderungen umsetzen. Stattdessen müssen Teams gemeinsam im direkten Kundenkontakt Produkte und Services gestalten.

Auf diesem Weg habe ich unter anderem die it-agile GmbH mitgegründet.


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